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Aktionstag mit O-Live Medioambiente

Aktiver Naturschutz - Workshop mit Bau von Nistkästen

Schon eine Weile verfolge ich die Aktivitäten der kleinen Organisation "O-Live Asociación Medioambiental" auf Twitter und Facebook, weil mich deren Arbeit schwer beeindruckt. 

 

Es handelt sich hierbei um eine Gruppe von vier Enthusiasten (allesamt studierte Biologen, Zoologen und Veterinäre), die sich zum Ziel gesetzt haben, aktiv den Naturschutz in der Sierra de Grazalema voranzutreiben, indem sie mit verschiedenen Projekten die einheimische Tier- und Pflanzenwelt unterstützen. So arbeiten sie z. B. daran, verlassene Viehtränken wiederzubeleben, um sie als Lebensraum für selten gewordene Amphibien zu nutzen. Oder sie sorgen dafür, dass die Singvögel um die vielen Olivenhaine herum wieder einen nutzbaren Lebensraum finden. Dazu gehören unter anderem auch Nistmöglichkeiten, die in den bewirtschafteten Flächen fehlen. Und hier kommt unser Workshop ins Spiel.

Der Aufruf

In einer zwanglosen Unterhaltung mit einem Bekannten, der mit den Organisatoren befreundet ist, erzählte dieser mir Ende Januar, dass am bevorstehenden Wochenende ein Workshop zum Nistkastenbau stattfinden würde, und fragte, ob wir Lust hätten, dabei mitzumachen.

 

Ich schaute mir den Aufruf auf der Facebook-Seite der Truppe an, überlegte nicht lange und sagte zu. Nina war auch dabei. Und so setzte ich mich spontan mit Liliana vom Team O-Live in Verbindung, um uns anzumelden. Sie war erfreut über das Interesse und gab mir alle Details zum Ablauf am 28. Januar.

 

Der Workshop

Schauplatz "Llanos Del Campo" - Anklicken für Ansicht in Google-Maps
Schauplatz "Llanos Del Campo" - Anklicken für Ansicht in Google-Maps

Schauplatz des Workshops ist das Freizeitgelände mit Grillplatz "Llanos Del Campo" an der A-372 zwischen Benamahoma und Grazalema. Treffen war um 9:30 Uhr angesetzt. Wir mussten also verhältnismäßig früh aufstehen an einem Samstagmorgen. :-)

Wir hatten keine Ahnung, was uns da erwarten würde und wollten uns einfach überraschen lassen. Die Info-Mail mit dem geplanten Ablauf ließ jedenfalls auf eine professionell durchgeplante Veranstaltung schließen. 

Der Platz ist normalerweise bevölkert von Ausflüglern, deshalb nahmen wir an, dass wir von da aus in den Wald marschieren, um dort die Nistkästen aufzuhängen.

Peng! Die Hexe hat geschossen!

Während der Vorbereitung am Morgen hat es Nina kurz vor der Abfahrt leider erwischt. Bäm! Hexenschuss! Keine Chance mehr, mitzukommen. So kurzfristig wollte ich dann aber auch nicht mehr absagen und entschied mich schweren Herzens, die Ärmste zuhause allein zu lassen und ohne sie hinzufahren. 

Ankunft. Wo sind denn alle?

Ich hatte ja wie gesagt, keine Ahnung, was mich erwarten würde. Auch nicht, wer oder wieviele Leute an dem Workshop teilnehmen würden. Nur José Luís und Anja würde ich kennen, Dementsprechend hatte ich auch darauf spekuliert, sie gleich bei der Ankunft irgendwo zu sehen. Was ich nicht auf dem Zettel hatte, war, dass nicht niemand dort sein würde, sondern gefühlt hunderte Menschen. Der große Parkplatz war schon fast voll, als ich dort vorfuhr. Überall schwirrten Leute herum. Ich dachte noch "Wow! So viele machen da mit?". Aber gleich nach dem Aussteigen war klar: Das sind alles Jäger. Etliche Autos auf dem Parkplatz hatten Anhänger vollgestopft mit Hunden dabei. Die armen Kreaturen waren darin so eng zusammengepfercht, dass sie sich kaum bewegen konnten. Einige davon in wirklich schlechtem Zustand. :-(

Diesen Parkplatz kennen wir eigentlich nur komplett frei.
Diesen Parkplatz kennen wir eigentlich nur komplett frei.
In diesem Pickup sind pro Etage etwa 12 Hunde eingesperrt. Auf Holzböden. So niedrig, dass sie nicht einmal stehen können. Eine Schande!
In diesem Pickup sind pro Etage etwa 12 Hunde eingesperrt. Auf Holzböden. So niedrig, dass sie nicht einmal stehen können. Eine Schande!

In dem großen Pavillion auf dem Platz hatten sich derweil die Jäger und ihre Begleiter unter großem Hallo versammelt und frühstückten dort gemeinsam, bevor es los auf die Jagd gehen sollte.

 

Dieser Pavillion war eigentlich als Treffpunkt für uns gedacht, wie ich später erfuhr. Die Organisatoren hatten auch nicht mit den Jägern gerechnet, weshalb sie sich dann an einen der großen Picknicktische hinter dem Fußballplatz und den großen Bäumen zurückgezogen hatten, wo ich sie nicht sehen konnte. Ich stand also wie bestellt und nicht abgeholt auf dem Parkplatz und hielt Ausschau nach José Luís und Anja, konnte sie aber nirgends entdecken. 

 

Plötzlich sprach mich ein junger Mann an, der gerade einen Karton von seinem Auto Richtung Eingang trug. "Bist Du wegen des Nistkasten-Workshops hier?" Ich bejahte das. Er stellte sich als Álvaro vor, einer der Organisatoren, und zeigte auf den Tisch unter einem Baum in der Ferne jenseits des Fußballplatzes. "Wir mussten da drüben hin ausweichen. Komm mit. Die anderen sind schon da.". Ich folgte ihm, und er fragte mich, woher ich komme, und wie ich auf die Aktion gekommen war. Ich erzählte alles. Zu meinem Spanisch sagte er "Nach über zwei Jahren hier hast du noch keinen andalusischen Akzent?" und lachte. Ich gestand, dass ich den so bald wohl auch noch nicht haben würde. Erst mal richtig sprechen lernen, dann an den Feinschliff. Wir Deutschen sind wohl so. :-)

Die Vorstellung

Am Treffpunkt angekommen, fanden sich zu meiner Überraschung bestimmt 20 Teilnehmer. Ich hatte nicht mit so vielen Leuten gerechnet. Zum Glück erkannte ich gleich Anja und José Luís wieder und begrüßte die beiden. 

 

Nach ein wenig Smalltalk mit ein paar anderen Herumstehenden gab es zuerst eine Reihe Freebies! Auch damit hatte ich nicht gerechnet und entsprechend weder Tasche noch Rucksack dabei. Alle Teilnehmer erhielten ein dickes Hardcover-Buch "Orchideen des Naturparks Sierra de Grazalema", ein Taschenbuch mit einem Führer der einheimischen Vogelwelt (dreisprachig in es/de/en), eine DVD mit einer Diashow der schönsten Fotos aus der Umgebung, ein Ringuch für Notizen und einen Stift. Alles herausgegeben zum 30. Jubiläum der Erklärung zum UNESCO-Biosphärenreservat. Ich musste also erst mal zum Auto zurückflitzen und die Sachen dort verstauen.

 

Kaum war ich zurück, stellten wir uns auch alle im Kreis auf und begannen eine Vorstellungsrunde, in der jeder ein paar Worte zu sich selbst sagte. Wie man heißt, wo her man kommt und warum man da war. Meine Ansprache fiel verhältnismäßig kurz aus. :-)

Die Vorstellungsrunde. In der Mitte das Organisationsteam mit Liliana, Victor und Álvaro.
Die Vorstellungsrunde. In der Mitte das Organisationsteam mit Liliana, Victor und Álvaro.

Einweisung

Bevor es ans Eingemachte ging, gab Álvaro uns noch eine kleine Einweisung in den Tagesablauf und schließlich in das "Zielfoto", wie ein fertiger Nistkasten auszusehen hatte. 

Álvaro erklärt, wie der fertige Nistkasten aussehen soll und warum. :-)
Álvaro erklärt, wie der fertige Nistkasten aussehen soll und warum. :-)

Auf dem Tisch vorbereitet lagen bereits die Bausätze in Form fertig zugeschnittener und vorgebohrter Brettchen, die nur noch zusammengeschraubt und angestrichen werden mussten. Es gab vier verschiedene Ausführungen mit unterschiedlich großen Einfluglöchern für Meisen, Baumläufer und Käuzchen. 

 

Wir bildeten Zweierteams, die jeweils gemeinsam einen Nistkasten fertigstellen sollten. Der Zufall wollte es, dass der einzige sonstige Einzelteilnehmer gleich neben mir stand. Manuel hieß er. Also bildeten wir ein Team. Die Organisatoren verteilten Schraubendreher, Handschuhe und Schachteln mit Schrauben, und wir machten uns auch gleich ans Werk.

 

Vorsicht war geboten, in der regen Betriebsamkeit am Tisch nicht die Bauteile der Nistkästen zu verwechseln. Es stellte sich nämlich bald heraus, dass die Bohrlöcher individuell je Kasten gesetzt waren, und damit z. B. das Dach von Kasten A nicht auf Kasten B passte. So mancher musste bereits zusammengeschraubte Teile wieder auseinander nehmen, um mit dem Nachbarn (zurück) zu tauschen. Auch wir waren davon nicht verschont. 

Manuel ist am Schrauben, während ich festhalte und fotografiere. Es sollte sich bald zeigen, dass der Boden zu einem anderen Kasten gehörte.
Manuel ist am Schrauben, während ich festhalte und fotografiere. Es sollte sich bald zeigen, dass der Boden zu einem anderen Kasten gehörte.
Alt und Jung geben ihr bestes, um einen schönen Kasten zu bauen.
Alt und Jung geben ihr bestes, um einen schönen Kasten zu bauen.

Fertig!

Nach etwa 20 Minuten waren wir mit unserem Kasten fertig. Auf dem Deckel hatten wir eine Öse eingeschraubt, in die ein langer starker Draht eingehängt wird, mit dem die Kästen an den Bäumen angebracht werden sollten. Der Draht ist auf dem Foto unten neben dem Kasten zu sehen. Die Nistkästen müssen nämlich frei hängen, damit keine Räuber wie Marder, Ratten oder Schlangen dort hineinkommen.

Unser fast fertiger Kasten. Prachtvoll, nicht wahr? Fehlt nur noch der Anstrich mit Holzschutzöl.
Unser fast fertiger Kasten. Prachtvoll, nicht wahr? Fehlt nur noch der Anstrich mit Holzschutzöl.

Finishing Touch

Als letzten Schritt mussten die Kästen nur noch mit Holzschutzöl eingepinselt werden. Hierzu verteilte Liliana ein wenig Öl an jeden in einem Becher und dazu einen Pinsel pro Team.  Wichtig: Die Einfluglöcher selbst durften von innen nicht gestrichen werden, weil die Vögel wegen des starken Geruchs sonst nicht hindurchklettern wollen würden.

Da auf dem Tisch noch ein Satz Bauteile übrig war, entschloss ich mich kurzerhand dazu, diesen auch noch schnell zusammenzuschrauben und zu streichen. Wenn man erst mal weiß, wie es geht, dauert das nur noch halb so lange. :-) Hier das Ergebnis meines Alleingangs:

Fertig zusammengebautes und eingepinseltes Nisthäuschen. Dieses hat eine verlängerte Rückwand.
Fertig zusammengebautes und eingepinseltes Nisthäuschen. Dieses hat eine verlängerte Rückwand.
Stolz präsentiere ich Euch: Meinen ersten selbst gebauten Nistkasten! :-D
Stolz präsentiere ich Euch: Meinen ersten selbst gebauten Nistkasten! :-D

Nun mussten erst einmal alle fertigen Nistkästen zum Trocknen in die Sonne gestellt werden. Während wir auf das Trocknen der Farbe warteten, gaben uns Victor und Álvaro einen kleinen Vortrag über die Vögel in der unmittelbaren Umgebung um uns herum. Welche Arten es hier am häufigsten gibt, und wie ihr Ruf klingt. Um den Ausführungen zu folgen, sollten wir die Vogelführer aufschlagen, die wir am Morgen bekommen hatten. Gnaaa.... meiner lag ja jetzt im Auto. Also schaute ich meiner Nachbarin über die Schulter. 

 

Wir lernten etwas über den Gesang der Blau- und der Kohlmeisen, über Kleiber und Buntspechte und lauschten gespannt abwechselnd Álvaros und Victors "Vorsingen" und den tatsächlichen Rufen aus den Bäumen über uns. Die Blaumeise macht deutlich hörbar "chichi-bebe... chichi-bebe", während die verwandte Kohlmeise nur "chi-chi-chi" macht. :-D

 

Anschließend ging es auf eine kleine Runde in den Wald, um nach den genannten Tieren zu suchen. Zu diesem Zweck sollten wir ja auch Ferngläser mitbringen, um die Vögel besser in den Bäumen beobachten zu können.

Alle in einer Reihe aufstellen! An der Sonne trocknen sie schneller.
Alle in einer Reihe aufstellen! An der Sonne trocknen sie schneller.
Kleine Erkundungstour in den Wald auf den Spuren der Singvögel.
Kleine Erkundungstour in den Wald auf den Spuren der Singvögel.

Das Finale

Nachdem die Nistkästen getrocknet waren, ging es nun endlich daran, sie ihrer Bestimmung zu übergeben. Wir bildeten zwei Gruppen, die sich auf dem Platz verteilten. Ich folgte der Gruppe von Victor, und jeder ging mit seinem Nistkasten an der Hand in einer kleinen Prozession von Baum zu Baum. Es erinnerte bisweilen an den St.-Martins-Umzug im Kindergarten. :-D. 

 

Victor erklärte noch, dass der Abstand zwischen den Nistkästen groß genug sein muss, dass die Vögel sie auch annehmen, da sie ein ausgeprägtes Revierverhalten haben und nicht zu nah am Nachbarn wohnen wollen (das konnte ich gut verstehen). So suchte er sorgfältig jeden einzelnen Platz aus, einer von uns übergab ihm seinen Kasten, und Victor hängte ihn mit einer langen Stange über einen hohen Ast.

Feierlicher "Stapellauf" sozusagen der fertigen Nistkästen mit Aufhängen an ihrem Bestimmungsort. Wer wollte, konnte mithelfen.
Feierlicher "Stapellauf" sozusagen der fertigen Nistkästen mit Aufhängen an ihrem Bestimmungsort. Wer wollte, konnte mithelfen.
Hier hängt mein Kasten. Ich werde in ein paar Wochen zurückkehren und nachschauen, ob er inzwischen bewohnt ist. :-)
Hier hängt mein Kasten. Ich werde in ein paar Wochen zurückkehren und nachschauen, ob er inzwischen bewohnt ist. :-)

Die Organisatoren werden im Herbst alle Kästen kontrollieren, um zu sehen, ob sie angenommen wurden. Falls nicht, wird untersucht, was der Grund sein kann und der jeweilige Kasten ggf. an einem anderen Baum neu aufgehängt. 

 

Nachdem alle Kästen aufgehängt waren, ging es zum gemütlichen Teil bei Snacks und Getränken an den Picknick-Tischen. Leider bestand das Angebot an Essen fast ausschließlich aus Fleisch. Aber Anja und José Luis waren so lieb, mir etwas von ihrem gegrillten Paprika abzugeben. Nach einer Runde gemütlichem Plausch löste sich die Gruppe auch so langsam auf, und die Organisatoren riefen am frühen Nachmittag das Ende der Veranstaltung aus. 

Zum Abschluss noch ein Gruppenfoto mit allen stolzen Erbauern.
Zum Abschluss noch ein Gruppenfoto mit allen stolzen Erbauern.

Das Fazit

Ich war in mehrerer Hinsicht positiv überrascht. Zum Einen von der Resonanz. Ich hatte nicht gedacht, dass sich für solch eine Aktion so viele Interessierte finden. Einige kamen sogar aus Cádiz, Jerez und Sevilla angefahren.  Zweitens von der professionellen Organisation. Dass alles so gut vorbereitet war und man sich als Freiwilliger eher unterhalten fühlte, als dass man wirklich mitarbeitete. Natürlich haben mich die Geschenke auch überrascht. Ich bin jetzt nicht so der Botaniker, noch ein Ornithologe, aber den Vogelführer finde ich wirklich sehr praktisch, da auch bei uns zuhause im Garten immer mal wieder Piepmätze auftauchen, die ich von Deutschland nicht kenne. Jetzt kann ich nachschlagen, was da piept! :-)

 

Das war bestimmt nicht meine letzte Teilnahme an solch einer Aktion. Man lernt einiges dazu, hat ein bisschen Spaß bei der Aktivität an sich und hilft zu alldem bei etwas Gutem mit. Beim nächsten Mal ist Nina dann auch dabei. Ihr geht es inzwischen übrigens wieder besser. :-)

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